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Interview mit dem YouTube Music Komponist Chill Carrier

Sebastian alias Chill Carrier ist seit über zehn Jahren als Musiker unterwegs. Sein Repertoire umfasst über 190 Songs, die er unter anderem auch per Creative Commons Lizenz zu Verfügung stellt, damit Künstler sie verwenden dürfen. Davon ab steht er auch für Aufträge zu Verfügung und hat dank seinem Hobby eine gutes Nebeneinkommen. Das Know-How, das er sich in diesen Bereichen erarbeitet hat teilt er jetzt mit uns und gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der Musiker, deren Musik so häufig auf YouTube zu hören sind.

Sebastian alias Chill Carrier ist seit über zehn Jahren als Musiker unterwegs. Sein Repertoire umfasst über 190 Songs, die er unter anderem auch per Creative Commons Lizenz zu Verfügung stellt, damit Künstler sie verwenden dürfen. Davon ab steht er auch für Aufträge zu Verfügung und hat dank seinem Hobby eine gutes Nebeneinkommen. Das Know-How, das er sich in diesen Bereichen erarbeitet hat teilt er jetzt mit uns und gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen der Musiker, die man so häufig auf YouTube hört.

Ihr findet Chill Carrier an verschiedenen Stellen im Netz. Schaut auf jeden Fall mal rein, denn vielleicht macht er ja genau die Musik, die ihr für euer nächstes Video braucht. Die wichtigsten Links:

Bevor wir mit dem Interview beginnen gibt es eine kleine Kostprobe von Sebastians Musik. Startet den Player und hört euch Rising von Chill Carrier an, während ihr den Text lest!

9 brennende Fragen an Chill Carrier

Sebastian liefert uns Informationen, die man nur mit mehrjähriger Erfahrung in dem Bereich sammeln kann. An dieser Stelle nochmal vielen Dank für das Interview! Kommen wir zu den Fragen.

Wie hast du das Projekt gestartet, wie kam es dazu?

Ich mache schon Musik solange ich zurückdenken kann, aber irgendwann, Mitte der 90er, etwa mit 14 Jahren, wurde es ernst mit Musik Trackern am Computer und ersten kompletten Tracks. Damals ging alles noch in die Techno- und House-Ecke unter meinem damaligen Pseudonym c. bass t.n..

Mit den Jahren wurde es experimenteller und auch ruhiger, bis ich 2003 Chill Carrier ins Leben rief. Dort veröffentlichte ich fast meinen gesamten Output von mittlerweile knapp 190 Songs. Über die Jahre hat sich der Sound stetig weiterentwickelt. So bin ich nun zum Beispiel auch bei Filmmusik angekommen.

Wie viel Arbeit investierst du für das Projekt?

Es ist schon immer ein leidenschaftliches Hobby gewesen. Mit den ersten Veröffentlichungen damals kam auch das erste (überraschend gute) Feedback. Seitdem versuche ich allen Interessierten Zugang zu meinen Veröffentlichungen geben und sie auf allen möglichen Wegen Wissen zu lassen, wenn es etwas Neues gibt. Ich habe leider absolut keinen grünen Daumen für Marketing, aber ich versuche mein Bestes. [lacht]

Chill Carrier – „That Time Of Year“ Album Cover

Auch in Artworks oder kleine Videos zu den Songs fließt mittlerweile zunehmend Zeit (und auch Geld). Das empfinde jedoch weniger als Arbeit empfinde, weil es mir unheimlichen Spaß macht, meinen Horizont auch in diese Richtung zu erweitern.

Ich habe mir lediglich abgewöhnt, den Release-Zeitpunkt neuer Alben vorher festzulegen, denn irgendwann kommt natürlich der Zeitdruck und der Spaß an der Sache leidet. Das hat häufig zur Folge, dass Songs und Alben bis zur Veröffentlichung teilweise 2-3 Jahre brauchen. Zum Glück ist meine Musik so wenig Mainstream, dass die Songs sich an keinen Trends orientieren müssen und kein Ablaufdatum haben.

Bei Auftragsarbeiten ist die Herangehensweise eine andere. Sie haben in der Regel Priorität, wobei dann der fehlenden Druck bei den anderen Veröffentlichungen enorm hilfreich ist.

Wo findet man dich überall?

Man findet meine Musik zentral auf der Homepage des Projektes www.ChillCarrier.de (zur Website). Ansonsten bin ich auf den bekannten Musikplattformen wie iTunes, Amazon Musik und so weiter vertreten.

Was Social Media betrifft hat das Projekt bei Facebook, Twitter und auch Instagram jeweils unter dem Kürzel chillcarrier ein Profil. Besonders Instagram nutze ich oft, um einminütige-Previews zu aktuellen Experimenten und kommenden Tracks zu posten. Oft auch mit einem kleinen selbst geschnittenem Video.

Auf Soundcloud findet man zusätzlich einige meiner Remixe für andere Künstler. Extrem überrascht (und erfreut) war ich vor einigen Jahren zum Beispiel, als mein Remix des Songs Dry Your Eyes von Gravitonas auf der offiziellen The Fanworks EP landete. Bei Interesse an Remixen kann man mich auch sehr gern jederzeit anschreiben.

Du ermöglichst Kreativen deine Musik einzusetzen, auf welchem Wege ist das möglich?

Die von mir veröffentlichten Stücke sind allesamt GEMA-frei und stehen unter einer Creative Commons BY-NC Lizenz. Das heißt für private Projekte, mit denen kein Geld eingenommen wird, kann meine Musik mit einem Hinweis auf Chill Carrier verwendet werden.

Bei kommerzieller Nutzung können auf das Projekt abgestimmte Lizenzen erworben werden. Bei einer Lizenz handelt es sich um ein Dokument, in dem die Verwendung festgehalten wird. In der Regel wird sie einmalig erworben und läuft nicht ab. Dabei bleibe ich seit dem ersten Release der französischen Plattform Jamendo (jamendo.com) treu und alle vor der Lucky Robots-Reihe veröffentlichten Stücke können darüber lizenziert werden. Aufgrund einiger schwarzer Schafe im Internet, habe ich die neueren Sachen noch nicht dort freigeschaltet, dazu aber später mehr.

In der Regel kann man mich wegen einer Lizenz einfach anschreiben, ganz gleich, ob es sich um bereits veröffentlichte Stücke oder ein Preview handelt. Oft ermögliche ich es kleinen kommerziellen Indie-Projekten meine Musik ohne Kosten aber im Gegenzug für eine Erwähnung von Chill Carrier zu verwenden. Wenn ich sehe, dass es sich bei dem Projekt um eine Herzensangelegenheit handelt, die nicht in erster Linie Umsätze generieren soll, unterstütze ich den Künstler auch gerne. Dann erstelle ich eine kostenlose Lizenz für das Projekt. Auch wenn die Standard-Lizenz-Gebühren nicht ins Budget passen kann man mich gerne direkt kontaktieren.

Tipp: Bei Fragen zur Musik oder zu Lizenzen könnt ihr Sebastian direkt anschreiben: sebastian@chillcarrier.de

Last but not least bin ich auch immer gern für Auftragsarbeiten zu haben, bei Interesse reicht auch hier eine E-Mail und wir besprechen dann die Einzelheiten.

Wo wird deine Musik noch (durch andere) eingesetzt?

Die Verwendung meiner Songs ist sehr vielfältig. Ich freue mich da jedes mal enorm darüber. Darunter sind Kurzfilme, Schul- und Firmenpräsentationen, Werbefilme, Videospiele, Beschallung von Restaurants und Kaufhäusern und natürlich viel in YouTube-Videos. Vor einigen Jahren lief sogar etwas in den Pausen zwischen den Vorträgen auf einem Event des Chaos Computer Clubs.

Chill Carrier – „Lucky Robot“ Album Cover

Oft bekomme ich das, abgesehen von den Auftragsarbeiten, gar nicht so direkt mit. Dafür kommt es öfter vor, dass mir jemand zum Beispiel in einem Kommentar auf YouTube schreibt, er hätte einen Song von mir in einem Kaufhof per Shazam gefunden und ihn direkt auf Google gesucht. Da freue ich mich wie gesagt jedes mal.

Meine Musik wird aber auch ganz normal in Form von Alben bei allen bekannten Musikplattformen veröffentlicht und kann privat erworben werden. Für mich selbst als Künstler (klingt komisch sich selbst so zu nennen) haben die normalen Alben Vorrang vor dem ganzen Lizenzierungsgeschäft. In allererster Linie bin ich nun mal Musiker und mache das nicht des Geldes wegen, sondern weil ich es liebe.

Was bringt es dir (deiner Bekanntheit) wenn Künstler und Kreative deine Musik einsetzen?

Davon abgesehen, dass ich es jedes mal echt spannend finde, zu sehen, wie andere meine Musik mit ihren Projekten verbinden, hat das natürlich auch immer einen gewisser Werbe-Effekt für Chill Carrier. Ich liebe es, Musik zu machen, aber so etwas motiviert noch einmal extra.

Oft entsteht aus so einer Nutzung eine weitere Zusammenarbeit und dabei wachse ich persönlich immer wieder etwas und lerne neue Wege, Ideen umzusetzen – sowohl akustisch als auch visuell.

Hattest du schon mit rechtlichen Probleme zu kämpfen?

Leider ja, durch die erwähnten schwarzen Schafe im Internet, aber auch in der Lizenzierungsbranche generell. Wenn man als Künstler noch nicht viel Erfahrung mit Firmen hat, die die eigene Musik weiter lizenzieren möchten, und speziell mit den Verträgen dazu, dann kann es schon passieren, dass man völlig die Kontrolle über den Einsatz der Musik verliert.

So wollte ich zum Beispiel immer vermeiden, dass meine Musik im Content-ID-System von YouTube landet, und Kreative bei der Verwendung meiner Tracks mit den bekannten Claims zu kämpfen haben.

Über die Jahre habe ich allerdings lernen müssen, dass das gar nicht wirklich machbar ist. Waren es nicht jene bereits erwähnten Firmen, welche ihren Umsatz ohne meine Einwilligung noch über YouTube erhöhen wollten, dann waren es osteuropäische Kleinkriminelle, die unter Creative Commons veröffentlichte Musik von kleinen Künstlern regelmäßig umbenannt und vielleicht noch mit verändertem Tempo oder Tonhöhe als ihr Eigentum bei Netlabels veröffentlichten. Diese Labels wiederum steckten die geklaute Musik ins Content-ID-System und nun kamen die Claims sogar von „Künstlern“ die meine Musik nutzen.

Daher versuche ich seit einiger Zeit, meine Tracks kontrolliert selbst in das Content-ID-System zu bekommen. Wenn ein Video mit meiner Musik einen Claim erhalten sollte, kann man mir grundsätzlich schreiben und ich regle das dann umgehend. Das ist leider einer der Nachteile vom Produzieren freier Musik.

Das ist auch einer der Gründe, warum ich mir nicht so ganz sicher bin, ob der viel gefürchtete Artikel 13 nicht tatsächlich zumindest einen geringen Mehrwert für Künstler bringen würde, die auf diese Art ausgebeutet werden. Immerhin sollen ja Deals direkt mit den Urhebern abgeschlossen werden, und nur mit denen. Stelle mir das aber auch extrem schwierig vor, die tatsächlichen Urheber zu identifizieren.

Sehr hilfreich beim Beweis meiner Urheberschaft an allen Tracks war seit jeher die Plattform safecreative.org. Sie erlaubt es Künstlern, ihre Werke hochzuladen und einen zertifizierten Nachweis zu erhalten.

Um den Diebstahl meiner Musik etwas einzudämmen, warte ich bei der Plattform Jamendo momentan auf die Umsetzung eines Features, um den kostenlosen Download der neuen Alben unterbinden zu können. Es ist schade, dass so etwas notwendig ist, aber so eine Hürde schreckt die meisten kriminellen Energien schon ab.

Verdienst du Geld mit deiner Musik?

Ja, durch die Lizenzierung der Stücke ergeben sich über das Jahr immer relativ unvorhersehbare Einnahmen, welche dann von mir direkt wieder in neue Technik, Software oder Artwork für das Projekt investiert werden.

Chill Carrier – „Sparks“ Album Cover

Auch durch die private Verwendung, durch Käufe der Alben auf Bandcamp oder allen anderen Musikplattformen wie iTunes oder Streams auf Plattformen wie Spotify gibt es aller paar Monate eine kleine Gewinnausschüttung. Tatsächlich verdienen Künstler durch Streaming-Plattformen wie Spotify nicht wirklich etwas, solange die Anzahl der Plays nicht enorm hoch ist (ähnlich den Werbeeinnahmen bei YouTube). Spotify hat für mein Projekt deshalb mehr so einen Verbreitungseffekt durch Playlists, der am Ende mehr Wert ist.

Natürlich hat der Gedanke daran, von der Musik leben können seit jeher einen gewissen Reiz, allerdings scheue ich mich momentan noch vor dem Druck, genügend Musik zu veröffentlichen oder via Auftrag erstellen zu müssen, um wirklich davon leben zu können. Im Moment läuft das Projekt in einer guten Balance zu meinem Tages-Job als Softwareentwickler und Datenschutzbeauftragter, sodass ich mir den puren Spaß am Musik-Machen erhalten kann.

Was hast du für weitere Ziele mit deiner Musik?

Neben elektronischer Musik liebe ich speziell die 80er sowie Filmmusik. Besonders letztere entsteht momentan immer mal nebenbei in Sessions, das heißt spontanen Ergebnissen aus 3-5 Stunden reinem Herumspielen mit Sounds. Die Veröffentlichung einiger dieser Sessions beginnt in den kommenden Wochen mit dem ersten Album der gleichnamigen Reihe Sessions – Vol. 1. Auch eine weitere Hommage an die 80er (nach dem Album „Back In The Days“) wird es auch noch geben.

Nebenbei entsteht der Soundtrack für ein norwegisches Indie-Videospiel und ich hoffe tatsächlich auch, mich irgendwann einmal an der Musik für einen Kurzfilm/Film versuchen zu können.

Ab und zu werde ich auch gefragt, ob man mich live irgendwo erleben könnte. Das hätte letztes Jahr sogar fast mal auf einem kleinen Elektronikfestival geklappt, welches leider durch Differenzen der Betreiber nicht zustande kam. Mich reizt das generell schon seit einer Weile, auch wenn ich momentan 2 kleine Hürden sehe: zum Einen das noch fehlende Equipment für einen Live-Gig, zum anderen, dass ich als alter Einsiedler wahrscheinlich einen Herzinfarkt dabei bekommen werde. [lacht]

Aber ich „schraube“ tatsächlich auch gern live an Sound herum und vielleicht klappt es ja tatsächlich irgendwann einmal.

Über Sebastian alias Chill Carrier

Ich gründete im Jahr 2003 Chill Carrier und produzierte seither unter diesem Namen Musik. Meine Musik mit aktuell etwa 190 Songs findet ihr online auf verschiedenen Plattformen. Es war mir eine Freude meine Erfahrungen hier bei ProVlogger mit euch zu teilen! Ihr könnt meine Musik entweder frei oder mit der entsprechenden Lizenz verwenden, je nachdem was ihr damit vorhabt.

An dieser Stelle nochmals vielen Dank für das Interview! Ihr findet mich unter anderem hier:

Vielen Dank an Sebastian! Wie hat euch dieser Artikel gefallen? Konntet ihr nützlich Informationen mitnehmen? Seid ihr selber Musik oder kennt ihr Musiker, die ähnlich wie Sebastian unterwegs sind? Lasst uns gerne einen Kommentar da!

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