Klima
Ist Flight Shaming wirklich die (einzige) Lösung?
Fliegen ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit geworden – sei es für den Urlaub, den Job oder das Abenteuer des Lebens. Doch während die Welt durch das Reisen näher zusammenrückt, wächst auch das Bewusstsein für die gravierenden Folgen des Flugverkehrs. Klimawandel, Umweltzerstörung und Massentourismus sind untrennbar mit dem globalen Reiseboom verbunden. Ist Flight Shaming, also das soziale Ächten von Vielfliegern, eine effektive Maßnahme, um das Problem zu lösen? Oder braucht es tiefgreifendere Veränderungen? Dieser Artikel geht der Frage nach, warum wir trotz besseren Wissens weiterhin exzessiv fliegen und welche Alternativen es gibt.

Fliegen ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit geworden – sei es für den Urlaub, den Job oder das Abenteuer des Lebens. Doch während die Welt durch das Reisen näher zusammenrückt, wächst auch das Bewusstsein für die gravierenden Folgen des Flugverkehrs. Klimawandel, Umweltzerstörung und Massentourismus sind untrennbar mit dem globalen Reiseboom verbunden. Ist Flight Shaming, also das soziale Ächten von Vielfliegern, eine effektive Maßnahme, um das Problem zu lösen? Oder braucht es tiefgreifendere Veränderungen? Dieser Artikel geht der Frage nach, warum wir trotz besseren Wissens weiterhin exzessiv fliegen und welche Alternativen es gibt.
Das Problem: Klima, CO2 und Massentourismus
Fliegen ist eine der umweltschädlichsten Arten des Reisens. Laut Studien verursacht der Flugverkehr rund 2,5 % der globalen CO2-Emissionen, und der Anteil wächst stetig. Besonders problematisch ist, dass Emissionen in hohen Atmosphärenschichten eine verstärkte Klimawirkung haben.
Gleichzeitig führt der Massentourismus zu gravierenden Problemen vor Ort: historische Innenstädte werden von Touristen überrannt, die Infrastruktur kollabiert, Mieten steigen für Einheimische ins Unermessliche, und natürliche Ressourcen werden rücksichtslos ausgebeutet.
Markus: Ich bin früher nach Australien und Kanada geflogen, habe dort aber jeweils mindestens ein Jahr gelebt. Das ist für mich ein Unterschied zum Kurztrip nach Bali, der kaum reflektiert wird. Apropos Bali: Schon vor zehn Jahren war es komplett überlaufen. Der Verkehr war chaotisch, und der Hype war nicht gerechtfertigt – so toll war es dort nicht.
Warum Menschen trotzdem (zu viel) fliegen
Junge Menschen wollen die Welt entdecken, neue Kulturen erleben und besondere Erlebnisse sammeln. Der Backpacker-Lifestyle wird verherrlicht, Instagram ist voll mit Reisefotos von exotischen Orten. Gleichzeitig blenden viele Reisende die Konsequenzen ihres Handelns aus. Nachhaltigkeit wird oft gepredigt, aber wenn es um das eigene Vergnügen geht, ist sie schnell vergessen. Die Devise: „Ich kann doch nicht auf Reisen verzichten, das macht mich glücklich!“
Hier zeigt sich ein gesellschaftliches Problem: Die kurzfristige Selbstverwirklichung steht über langfristiger Verantwortung.
Markus: Heute versuche ich, meine Flugreisen stark einzuschränken und bleibe bei maximal einem Flug pro Jahr innerhalb Europas. Aber selbst das ist schon fragwürdig. Fliegen ist mittlerweile für mich unangenehm: die Enge, die lange Sitzzeit, der Stress. Ich bin froh, wenn ich nicht weit fliegen muss.
Warum Appelle an die Vernunft oft scheitern
Es gibt unzählige Aufklärungskampagnen über die negativen Folgen des Fliegens, doch die Wirkung bleibt begrenzt. Menschen wissen, dass Fliegen schlecht fürs Klima ist, aber sie verdrängen es oder rechtfertigen es mit anderen Aspekten wie „Ich kompensiere meinen Flug ja mit CO2-Zertifikaten“ oder „Ich lebe ja sonst nachhaltig“. Zudem ist Fliegen oft die bequemste und billigste Option, da Bahn- und Busreisen oft teurer oder komplizierter sind.
Markus: Wenn ich mit Vielreisenden darüber spreche, stoße ich oft auf Unverständnis. Ihr Lifestyle wird als das Nonplusultra angesehen, als sei ständiges Reisen die einzige wahre Art zu leben. Hier zeigt sich ein grundlegendes Bildungsdefizit: Das Bewusstsein für die negativen Folgen fehlt oft komplett.
Ist Flight Shaming eine effektive Lösung?
Flight Shaming (Flugscham) ist eine Bewegung, die in Schweden ihren Ursprung hat und durch die Klimaaktivistin Greta Thunberg bekannter wurde. Die Idee: Menschen sollen sich schlecht fühlen, wenn sie zu viel fliegen. Das funktioniert in vielen Fällen erstaunlich gut: In Schweden ging die Zahl der Inlandsflüge stark zurück, da viele auf die Bahn umgestiegen sind.
Doch Flight Shaming ist umstritten. Manche halten es für moralische Erpressung und argumentieren, dass nicht jeder die Zeit oder das Geld hat, um alternative Reiseformen zu nutzen. Andere sagen, dass Flugscham nur eine Elite erreicht, während Billigflieger und Massentourismus weiter boomen.
Weitere Probleme durch exzessives Fliegen
- Overtourism: Destinationen wie Venedig oder Bali sind hoffnungslos überfüllt. Die Natur leidet, Kulturen verändern sich oder sterben aus.
- Gesundheitliche Belastung: Lange Flüge, wenig Schlaf, Jetlag – exzessives Reisen kann den Körper auslaugen.
- Verzerrte Wahrnehmung: Wer dauernd reist, verliert oft den Blick für das eigene Land. Viele wissen mehr über ferne Länder als über die Probleme vor der eigenen Haustür.
Fazit: Muss ich wirklich (viel) fliegen?
Flight Shaming hat seine Berechtigung, doch es muss gezielt eingesetzt werden. Moralische Erpressung allein wird wenig bewirken. Vielmehr braucht es Alternativen: bessere Bahnverbindungen, faire Preise, ein generelles Umdenken. Wer wirklich nachhaltig reisen will, sollte sich fragen: Muss ich wirklich fliegen – oder gibt es andere Möglichkeiten?